1971 markierte ein Jahr des Umbruchs im Film, mit vielen Klassikern, die immer noch heute gefeiert werden. Aber manchmal tauchen unscheinbare Juwelen auf, Filme, die vielleicht nicht die gleiche globale Anerkennung erhielten, aber dennoch tiefgreifende Geschichten erzählen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein solcher Film ist “Fingers”, ein britisches Drama, das in den düsteren Gassen Londons spielt.
Der Film erzählt die Geschichte von Jimmy, einem jungen Mann mit Down-Syndrom, der in einer Welt voller Kriminalität lebt. Er wird von seinen beiden älteren Brüdern, Tommy und Bernie, dazu gezwungen, an Diebstahlsaktionen teilzunehmen, um ihren kriminellen Lebenswandel zu finanzieren. Doch Jimmy sehnt sich nach einer anderen Art von Leben, einem Leben voller Liebe, Verständnis und Akzeptanz.
Der Film bietet einen fesselnden Blick in die brutale Realität der Londoner Unterwelt der 70er Jahre. Die düsteren Gassen und engen Hinterhöfe dienen als Kulisse für Jimmys verzweifelte Suche nach Zugehörigkeit. “Fingers” vermeidet Klischees und präsentiert stattdessen eine nuancierte Darstellung von Jimmys Herausforderungen.
Der junge Harvey Keitel, noch vor seinem Durchbruch in “Taxi Driver”, spielt die Rolle des Jimmy mit einer bemerkenswerten Sensibilität. Keitels Darstellung der Unsicherheit und Verletzlichkeit des jungen Mannes ist herzerwärmend und gleichzeitig erschreckend. Die anderen Darsteller, darunter Tyne Daly als Jimmys Freundin Lynn, und John Gielgud als der zwielichtige Mafioso Mr. Smith, runden den beeindruckenden Cast ab.
Regie und Produktion: Ein Blick hinter die Kamera
Die Regie von James Toback zeichnet sich durch eine raue Ästhetik aus. Er verzichtet auf Sentimentalitäten und präsentiert die Geschichte in einem ehrlichen und unverstellten Stil. Die Kameraarbeit ist düster und atmosphärisch, was die Unterdrückung und Verzweiflung, die Jimmy erlebt, perfekt einfängt.
Die Musik von Michel Legrand unterstreicht die emotionale Tiefe des Films. Seine melancholischen Melodien verleihen Jimmys Geschichte eine zusätzliche Dimension der Tragik und Hoffnung.
Thematische Schwerpunkte: Mehr als nur ein Krimi
“Fingers” ist weit mehr als nur ein Krimi. Der Film befasst sich mit tiefgreifenden Themen wie Familie, Loyalität, Ausgrenzung und dem Streben nach Selbstverwirklichung. Jimmys Geschichte dient als Metapher für die Schwierigkeiten der Integration in eine Gesellschaft, die Andersartigkeit nicht toleriert.
Der Film wirft auch Fragen zur Moral auf: Sind Jimmys Brüder gerechtfertigt, ihn in ihre kriminellen Machenschaften zu verwickeln? Ist Jimmy ein Opfer oder ein Komplize? “Fingers” lässt den Zuschauer mit diesen komplexen Fragen zurück und regt zum Nachdenken über die Natur von Familie, Schuld und Verantwortung an.
Thema | Beschreibung |
---|---|
Familie | Dysfunktionale Beziehungen zwischen Jimmy und seinen Brüdern |
Ausgrenzung | Jimmys Kampf gegen die Stigmatisierung aufgrund seines Down-Syndroms |
Moral | Die Frage der Verantwortung und Schuld in kriminellen Handlungen |
Fazit: Ein unterschätzter Klassiker
“Fingers” ist ein Film, der trotz seiner düsteren Thematik eine tiefe menschliche Wärme ausstrahlt. Er zeigt die Komplexität der menschlichen Natur und die Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen begegnen. Harvey Keitels eindrucksvolle Darstellung und James Tobacks raue Regie machen “Fingers” zu einem unvergesslichen Kinoerlebnis.
Wer auf der Suche nach einem Film ist, der unter die Oberfläche dringt und den Betrachter zum Nachdenken anregt, sollte sich “Fingers” unbedingt ansehen.